FinanzNachrichten.de: UMTS – Segen oder Sargnagel

„Für die Lizenznehmer wird es sehr schwierig werden, UMTS zum Erfolgsgeschäft zu machen“, analysiert Andreas Tischler vom Börsendienst FinanzNachrichten.de. „Denn schließlich erwarten wir bereits für Ende dieses Jahrzehnts die vierte Mobilfunkgeneration. Bis dahin müssen sich sämtliche Ausgaben gerechnet haben.“ Die Euphorie wird auch durch diverse Studien gedämpft. So meldet das Londoner Analysehaus Durchlacher Research bedenken hinsichtlich der möglichen und der tatsächlich erzielbaren Bandbreite im UMTS-Netz an und Emnid hat erhoben, dass der Großteil der Deutschen kein UMTS-Gerät Erstehen will.

Unter diesen Gesichtspunkten beleuchtet FinanzNachrichten.de in seiner aktuellen Ausgabe die Gewinnvorstellungen der deutschen Lizenzbesitzer.

Wirklich so schnell, wirklich so gut?

Mit einer Datenübertragungsrate von zwei Megabit pro Sekunde sollte es laut den Herstellern der UMTS-Mobiltelefone möglich sein, Fotos und Filme völlig problemlos zu übertragen. Das Analysehaus Durchlacher Research geht jedoch in der Praxis nur von einer Übertragungsrate von 20 bis 40 KBit aus, was lediglich ein Fünfzigstel bis ein Hundertstel der erwarteten Geschwindigkeit ist. Tritt das wirklich ein, so wird die Eroberung neuer Märkte durch neue Dienste zumindest nicht im vollem Ausmaß erfolgen.

Kaufen 71 % kein UMTS-Handy?

Nach Ansicht des Beratungsunternehmens Cluster Consulting müssten durchschnittliche monatliche Umsätze von etwa 100 DM je Nutzer erwirtschaftet werden, um die getätigten Investitionen von rund 16 Mrd. DM pro Lizenz sowie den Ausbau des aufwendigen Netzes, zu amortisieren. Doch laut einer aktuellen Emnid-Studie wollen sich satte 71 Prozent der über 24jährigen „ganz sicher“ oder „wahrscheinlich“ kein UMTS-Handy zulegen! Hier muss berücksichtigt werden, dass noch keine Mark in die Marktkommunikation gesteckt wurde. Üblicherweise dreht die Stimmung, wenn die ersten Geräte angeboten werden. Dass nicht alles Gold ist, was glänzt, ist jedoch auch eine alte Weisheit. So besitzen viele Bundesbürger bereits ein WAP-fähiges Handy, nützen aber kaum die angebotenen Dienste, mit denen die Mobilfunkbetreiber ihr Geschäft machen wollen.

UMTS-Fazit

Als große Gewinner von UMTS sieht Tischler daher die Mobilfunkausrüster und Handy-Hersteller wie etwa Ericsson und Nokia. Die Situation der UMTS-Lizenzinhaber kann am besten mit der am Neuen Markt notierten MobilCom dargestellt werden. Dort will man UMTS ab 2002 anbieten und im Jahr 2007 die Gewinnschwelle erreichen. Der Haken: Einige Jahre später löst die vierte Mobilfunkgeneration UMTS bereits wieder ab. Trotzdem wird die UMTS-Lizenz auf satte 20 Jahre (!) abgeschrieben womit auch die Erträge aus der vierten Generation das UMTS-Investment abdecken müssen.

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