Studie: Handy-User werden immer höflicher

Die Handy-Etikette setzt sich durch: Rund 80 % der österreichischen Handy-User rufen nach 21 Uhr niemanden mehr an. Trotzdem schaltet jeder Dritte das Handy während der Nachtstunden in den Lautlos-Modus und bleibt erreichbar.

Sicherheit und Erreichbarkeit sind für die Österreicher die wichtigsten Gründe für ein Handy. Daher erscheint für die Hälfte der Befragten ein Handyverbot als Erziehungsmaßnahme nicht sinnvoll.

Bereits zum siebenten Mal untersuchte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut FESSEL-GfK im Auftrag von mobilkom austria das Verhalten der österreichischen Handy-User. Dabei wurden im Februar und März 2006 über 1.000 Personen ab 12 Jahren telefonisch befragt.

„Wir erkennen, dass die Österreicher vermehrt erreichbar sein wollen und beim Telefonieren mit dem Handy mehr Rücksicht auf Andere nehmen. Handys werden weniger ab und häufiger lautlos geschaltet. Dabei steht der Sicherheitsgedanke im Vordergrund: Für Eltern ist es beruhigend, wenn sie im Ernstfall ihre Kinder mobil kontaktieren können und Handy-User vertrauen auf die Gewissheit, in jeder Lage einen Notruf senden zu können“, erklärt Dipl.-Ing. Dr. Boris Nemsic, CEO mobilkom austria und COO Wireless, Telekom Austria.

Generell setzt sich eine „Handy-Etikette“ durch: Rund 80 % der Handy-User geben an, ihr Mobiltelefon beim Theaterbesuch ab oder lautlos zu schalten. Bei Arztterminen, beruflichen Besprechungen und romantischen Verabredungen bleibt das Handy ebenfalls immer häufiger stumm. Auch beim Telefonieren in der Öffentlichkeit wird verstärkt Rücksicht genommen: 41 % aller Handy-User verlegen berufliche Telefonate auf einen späteren Zeitpunkt, das sind um 13 Prozent mehr als im Jahr 2004. Selbst der Anteil jener, die in öffentlichen Situationen wie auf der Straße oder in Verkehrsmitteln einfach genauso telefonieren, wie wenn sie alleine wären, ist von 12 % auf 7 % zurückgegangen. Die aus dem Festnetz-Bereich bekannte Hemmschwelle, nach 21 Uhr niemanden mehr anzurufen, setzt sich auch in der Handywelt durch: Mehr als drei Viertel der Befragten geben an, ab dieser Uhrzeit nicht mehr aktiv zu telefonieren. Nachts ist immerhin noch jeder Dritte am lautlos geschalteten Handy erreichbar.

„Die Österreicher schalten ihr Mobiltelefon auf lautlos, weil sie trotzdem erreichbar bleiben wollen. Das geht einher mit dem Sicherheitsbewusstsein der Handy-User: 92 % der Befragten gibt das Handy ein Gefühl der Sicherheit“, meint Dr. Rudolf Bretschneider, Geschäftsführer von FESSEL-GfK. Acht von zehn Handy-User begrüßen es sehr, andere Personen jederzeit erreichen zu können. Daher wird das Mobiltelefon immer seltener abgeschaltet: Blieb das Handy in den Jahren 2003 noch für fast sechs Stunden täglich und im Jahr 2004 noch für fünf Stunden abgeschaltet, so verringert sich dieser statistische Wert heute wieder um eine halbe Stunde auf 4,5 Stunden pro Tag. Mehr als die Hälfte der Befragten intensivieren durch das Handy ihre Kontakte zu Freunden und Verwandten.

Für die Hälfte der österreichischen Handy-User ist ein Handyverbot für Kinder und Jugendliche keine sinnvolle Erziehungsmaßnahme. Im Gegenteil: Eltern sehen das Handy als Kommunikationstool für Notfälle – sowohl für die Kinder, als auch für sich selbst. Für 89 % der Befragten ist es beruhigend, wenn sie ihre Kinder über Handy erreichen können. In diesem Zusammenhang zeichnet sich als Zeitpunkt, an dem Kinder ein Handy erhalten sollten, ein durchschnittliches Alter von 10,5 Jahren ab. Lag das Durchschnittsalter 2002 noch bei 11,5 Jahren, so scheint dieser Wert nun seit 2004 konstant zu bleiben.

Fast vollständige Zustimmung (97 %) bei allen Befragten findet das Argument, dass es mit dem Handy einfacher und schneller möglich sei, von unterwegs Hilfe zu holen. Acht von zehn Österreicher erachten es als wichtig, dass auch ältere Personen ein Handy für Notsituationen besitzen. Sieben von zehn Personen fühlen sich auf Reisen sicherer, wenn er oder sie das Handy dabei hat. 69 % der Befragten geben als Sicherheitsvorteil an, im Falle eines Unfalls mit dem Handy Fotos machen zu können. Derzeit gibt es im Durchschnitt in jedem österreichischen Haushalt mindestens zwei Handys.

Im Mobilfunk-Vorreiterland Österreich stoßen neue Handytrends auf hohe Akzeptanz: 86 % der Befragten kennen „TV am Handy“. Bereits ein Drittel der Jugendlichen findet diese Dienste interessant, um Wartesituationen zu überbrücken sowie als Zeitvertreib in öffentlichen Verkehrsmitteln und im Urlaub. Mehr als die Hälfte der österreichischen Handy-User interessieren sich für Navigationssysteme und Location Based-Dienste für Handys. Ebenfalls jede(r) zweite Handy-UserIn wünscht sich, dass Handys künftig noch mehr Funktionen von Digitalkameras übernehmen. Die beliebtesten Handyanwendungen neben Telefonie und SMS-Versand sind Zeitmanagement-Funktionen: 83 % der Österreicher schauen regelmäßig oder gelegentlich auf die Uhr ihres Mobiltelefons und fast zwei Drittel lassen sich durch den Wecker auf ihrem Handy aus dem Schlaf holen. Jeder Zweite nutzt den Kalender auf seinem Endgerät.

Im Durchschnitt werden heute pro Arbeitstag elf Handytelefonate geführt: Ein Handy-User nimmt an einem Tag sechs Gespräche an und führt fünf Anrufe aktiv. Ständig sinkende Tarife bedeuten aber nicht automatisch mehr Gesprächsaufkommen: Während im Jahr 2003 noch 51 % der Befragten erklärten, bei billigeren Tarifen mehr zu telefonieren, so sinkt diese Zustimmung im Jahr 2006 auf 42 %.

Während der Woche führen Österreichs „Handymen“ durchschnittlich 14 Telefonate pro Tag, am Wochenende etwa 10. Frauen telefonieren mit acht Gesprächen pro Wochentag und sieben am Wochenende etwas weniger. Die Verlagerung der Sprachtelefonie vom Festnetz zum Handy nimmt zu: 87 % der Handy-User besitzen zusätzlich einen Festnetzanschluss, dennoch telefoniert bereits jeder dritte Telefonkunde häufiger mit dem Handy als über das Festnetz.

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