UMTS-Verlierer stehen fest: Deutsche Telekom & British Telecom

Heute endet die Bewerbungsfrist für die Versteigerung der belgischen UMTS-Lizenzen. Unabhängig vom Ergebnis stehen die Verlierer im Poker um die europäischen Mobilfunkfrequenzen der nächsten Generation bereits fest: die Deutsche Telekom und die krisengeschüttelte British Telecom. Zu dieser Einschätzung kommt die Mummert + Partner Unternehmensberatung.

Daran ändern auch die zehn für 2001 in Europa noch ausstehenden Lizenzvergaben nichts mehr. Der Grund: Beide Firmen haben zu hohen Preisen Frequenzen in Deutschland und Großbritannien ersteigert, konnten aber keine der günstigeren Lizenzen in den großen südeuropäischen Märkten erlangen. Deutlich besser positioniert sind die britische Vodafone und die France Telecom.

Die sehr unterschiedlichen Preise, die die Versteigerungen der UMTS-Lizenzen in verschiedenen europäischen Staaten erbracht haben, werden den Wettbewerb im UMTS-Dienstleistungsbereich stark verzerren. Andreas Hoffmann, Telekommunikationsexperte bei der Mummert + Partner Unternehmensberatung, geht davon aus, dass sich die Anbieter in drei Gruppen teilen werden: „Erstens die erfolgreichen Global Player, die sowohl in den günstigen als auch in den teueren Märkten vertreten sind, wie Vodafone und France Telecom. Zweitens diejenigen Firmen, die für viel Geld Lizenzen in den Hochpreis-Ländern erhalten haben, aber keinen Zutritt zu den günstigen Massenmärkten in Italien und Spanien erlangen konnten.“

Dies gilt insbesondere für die Deutsche Telekom und die British Telecom. Die Firmen dieser zweiten Gruppe haben nach Hoffmanns Einschätzung kaum Chancen, ihre Investitionen je wieder zu erwirtschaften. Neben den Global Playern sieht Hoffmann aber durchaus noch gute Perspektiven für die dritte Gruppe der „nationalen Nischenanbieter“: Firmen, die nur in wenigen Ländern mit niedrigen Lizenzgebühren UMTS-Dienste anbieten, zum Beispiel die Telecom Italia. Sie erwarb UMTS-Frequenzen in Italien, Spanien und Österreich.

Die Global Player – Firmen, die sowohl in den günstigen als auch den teuren Märkten Lizenzen erhalten haben – können ihre Kosten verteilen und damit in den Hochpreis-Ländern wie Deutschland günstigere Angebote machen als die Firmen, die nur hier über Lizenzen verfügen. Darüber hinaus können sie mindestens europaweit ein Mobilfunknetz auf einer einheitlichen Plattform anbieten.

Letzteres ist insbesondere für Geschäftskunden, bei denen sich UMTS-Dienste zuerst verbreiten werden, ein wichtiger Aspekt. Die nationalen Anbieter in den Niedrigpreis-Ländern haben hingegen den Vorteil, dass sie ihre Dienste äußerst günstig zur Verfügung stellen können.

Die Regierungen in Großbritannien und Deutschland konnten noch überaus hohe Erlöse bei der Versteigerung der neuen Mobilfunk-Frequenzen erzielen. Umgelegt auf die Einwohnerzahlen der Länder kosteten die deutschen Frequenzpakete zusammen 619 Euro pro Kopf, die britischen sogar 654 Euro. Bei den letzten Versteigerungen in Italien, Österreich und der Schweiz gingen die Frequenzpakete nur noch für einen Bruchteil dessen über den Tisch, was in der Bundesrepublik und im Vereinigten Königreich gezahlt wurde. In Italien lag der Preis bei 239 Euro pro Kopf, in Österreich schließlich bei 102 Euro. Die Schweizer Regierung konnte sogar lediglich rund 18 Euro pro Kopf einnehmen. Polen sagte seine Versteigerung kurzfristig ab und vergab drei Lizenzen zu einem günstigen Festpreis, nahm dabei aber immerhin noch 50 Euro pro Kopf ein. Die günstigsten Lizenzen in einem großen europäischen Markt waren bislang die spanischen: Sie kosteten zusammen nur 13 Euro pro Einwohner. Die britischen und deutschen Frequenzen waren rund 50-mal so teuer.

In Westeuropa ersteigerte die Deutsche Telekom UMTS-Lizenzen in Großbritannien (one2one), Deutschland (T-Mobil), den Niederlanden (3 G Blue-Konsortium) und Österreich (max. mobil). In den bevölkerungsreichen Schlüsselmärkten Italien und Spanien kam sie nicht zum Zug. Allerdings konnte sie über ihren Anteil am Mobilfunkanbieter PTC eine Lizenz in Polen erlangen. Als einer der größten osteuropäischen Märkte und EU-Beitrittskandidat mit hohem Wirtschaftswachstum ist Polen mit seinen günstigen Lizenzgebühren eine wertvolle Karte im UMTS-Poker. Für die Deutsche Telekom wird sie nach Einschätzung von Telekommunikationsexperte Hoffmann aber nicht reichen, um den Mangel an Lizenzen in Italien und Spanien auszugleichen.

Vodafone erhielt Lizenzen in Großbritannien, Deutschland (D2), Italien (Omnitel), Spanien (Airtel), den Niederlanden (Libertel), Österreich (D2), Polen (Polkomtel), Portugal (Telecel), der Schweiz (Swisscom) und Schweden (Europolitan) und gilt als aussichtsreicher Bewerber in Belgien. Die France Telecom erhielt zunächst keine Lizenzen in Spanien und Großbritannien, konnte ihre Position aber durch den Kauf der britischen Firma Orange entscheidend verbessern, die in beiden Ländern vertreten war. Damit hat France Telecom mit Ausnahme von Österreich zutritt zu den europäischen Märkten, in denen auch Vodafone über Lizenzen verfügt. Im deutschen Markt ist die France Telecom als Anteilseigner der Mobilcom vertreten. Auch ihr werden gute Chancen in Belgien eingeräumt.

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