GPRS-Start bislang wenig überzeugend

Am vergangenen Mittwoch startete Viag-Interkom als erster deutscher Netzbetreiber den GPRS-Regelbetrieb. Am 1. Februar folgt D1-Betreiber T-Mobil. Doch GPRS, der Hoffnungsträger für schnellere Datenübertragung und den Durchbruch für das mobile Internet, zeigt sich fußlahm: zu wenig Handys auf dem Markt, enttäuschende Übertragungsgeschwindigkeit und zu hohe Kosten, so ein erstes Fazit des Mobilfunk-Verbraucherberaters Xonio.

Kunden, die schnelle Datenübertragung jetzt wollen, raten die Xonio-Experten, zur von E-Plus und D2 Vodafone angebotenen Technik HSCSD zu greifen.

Anspruch und Wirklichkeit, so die Mobilfunk-Experten von Xonio, klaffen noch weit auseinander. So wurde GPRS ursprünglich als Chance angekündigt, die Datenübertragungsrate in den GSM-Netzen von den derzeit üblichen 9,6 Kilobit pro Sekunde (kbit/s) auf stolze 170 kbit/s anzuheben. Inzwischen jedoch wären die Netzbetreiber froh, sie könnten die als realistisch geltenden Durchsatzraten von bis zu 53,6 kbit/s heute schon verwirklichen.

Das Problem ist mehrschichtig: Die einzigen bislang verfügbaren GPRS-Handys vom Typ Motorola Timeport 260 unterstützen bauart-bedingt nur 26,8 kbit/s. Und auch das scheint derzeit noch zu hoch gegriffen, wie die bisherigen Tests der Xonio-Redaktion zeigen. Denn vieles deutet darauf hin, dass auf den GPRS-Autobahnen noch manche Baustelle den Verkehr bremst. Häufig war die Einwahl per GPRS nicht möglich. Und beim Wappen mit GPRS war nur eine geringe Verbesserung zum bisherigen leitungsvermittelnden Verfahren festzustellen.

Hinzu kommt, dass bislang nur ein Gerät im Handel ist, das GPRS überhaupt beherrscht: das Timeport 260, nahezu identisch mit dem Motorola Handy Timeport 7389. Nicht nur, dass damit eventuelle Lieferprobleme ins Haus stehen, das Motorola-Modell ist durch seine etwas eigenwillige Benutzerführung nicht jedermanns Sache.

Drittens schließlich: Die Gebühren für die mobile Datenübertragung via GPRS sind derzeit deutlich zu hoch. Mit Preisen zwischen neun und 69 Pfennig für zehn Kilobyte ist das mobile Surfen ein teurer Spaß. Je nach Website muss beispielsweise der GPRS-Kunde bei D1 rund vier Mark nur fürs Laden einer Startseite bezahlen – ein nicht eben verbraucherfreundlicher Preis.

Zwar bietet Viag Interkom GPRS erheblich günstiger an als die Bonner Konkurrenz, doch für eine Stunde surfen mit einer Übertragunsrate von 26,8 kbit/s – wenn sie denn erreicht wird – muss der Nutzer dort rund 108 Mark hinlegen.

So gilt vorläufig das Prinzip Hoffnung: Auf bald ausgereifte Technik, mehr Auswahl an GPRS-Endgeräten und günstigere Preise. Damit GPRS nicht zwischen Anspruch und Wirklichkeit stecken bleibt.

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